„Ich freue mich, ein so wichtiges und großes Projekt in meiner Heimatstadt mitzugestalten“, sagt Shamin Kohestani. Die 38-Jährige leitet das Baubüro München 2 der Bauüberwachungszentrale der DB Engineering & Consulting, die für Projekte in und um München einschließlich der 2. Stammstrecke zuständig ist. Sie und ihr Team koordinieren die Arbeiten für eine neue Autoreisezug-Anlage am Südbahnhof. Das alte Terminal am Ostbahnhof wird aufgegeben, um Platz für die unterirdische Station der 2. Stammstrecke zu schaffen.
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DB Engineering & Consulting
EUREF-Campus 14
10829 Berlin
Deutschland
Die 2. Stammstrecke für die S-Bahn München liegt Shamin Kohestani am Herzen, schließlich ist sie in München aufgewachsen, nachdem ihre Familie 1990 aus dem Bürgerkriegsland Afghanistan geflüchtet war. Damals war sie drei Jahre alt. Kohestani ging in München zur Schule, studierte in Regensburg Bauingenieurwesen, machte 2016 ihren Master, kehrte in die bayerische Landeshauptstadt zurück und startete bei der DB E&C ins Berufsleben. Bei der Bauüberwachung Süd absolvierte sie ihre Ausbildung im Bereich Oberbau und ist seitdem auf Baustellen unterwegs. „Ich liebe diesen Job! Ich bin gerne draußen, denn da bekomme ich das Geschehen hautnah mit, und ich arbeite gerne mit vielen Leuten zusammen.“
Kohestani freut sich, dass inzwischen immer mehr Frauen auf dem Bau tätig sind. Beruf und Familie kann sie gut vereinbaren: Da die Arbeit auf den Baustellen früh beginnt, startet sie morgens um 7 Uhr, während ihr Mann die beiden Kinder zur Kita bringt. Am Nachmittag holt sie die Kinder ab.
Stolz auf die erste Weiche zur 2. Stammstrecke
Die Bauingenieurin hat inzwischen an mehreren Projekten der DB E&C mitgearbeitet. Zum Beispiel an der Eisenbahnüberführung in Gersthofen und am Augsburger Hauptbahnhof, als dort die Gleise umgebaut wurden. „Das war spannend, weil wir in Insellage, also umgeben von Gleisen, gebaut haben“, erzählt sie. „Die Logistik war herausfordernd und ich konnte viele Erfahrungen sammeln, die mir jetzt zugutekommen.“ Vor zwei Jahren kam Kohestani zur Bauüberwachung der 2. Stammstrecke für die S-Bahn München, damals zum Baubüro München 1, das den Abschnitt „Oberirdisch West“ betreut. „Wir haben die allererste Weiche eingebaut, die die erste mit der zweiten Stammstrecke verbindet.“ Die Münchnerin ist stolz auf diesen Meilenstein.
Seit November 2023, nach der Elternzeit mit ihrer jüngsten Tochter, ist Kohestani als leitende Bauüberwacherin, gemeinsam mit zwei Kolleg:innen, für den Bau einer neuen Autoreiszug-Anlage zuständig. Seit Januar 2024 leitet sie zudem das Baubüro München 2.
Das alte Terminal am Ostbahnhof wird aufgegeben, um Platz für eine unterirdische Station der 2. Stammstrecke zu schaffen. Das neue Verladeterminal entsteht im Stadtteil Sendling am alten Südbahnhof, wo heute vor allem Schotterzüge abgestellt werden. Hier werden ein Verladebahnsteig mit einer Verladerampe, ein Personenbahnsteig, ein Servicegebäude und ein Check-in-Schalter sowie Rampen und Treppen errichtet.
Arbeiten unter rollendem Rad
Am Münchner Südbahnhof startet in diesen Tagen der Rückbau von Gleisen, um Platz für die neue Anlage zu schaffen. Das Autoreisezug-Terminal birgt einige Herausforderungen. Zum einen, weil so eine Anlage heutzutage eher selten gebaut wird. Zum anderen ist zwischen den Gleisen am Südbahnhof wenig Platz für die Baustelle und die Logistik. Und es wird unter und neben dem rollenden Rad gebaut. „Kabeltiefbau, Oberleitung, Oberbau, Konstruktiver Ingenieurbau Leit- und Sicherungstechnik – wir koordinieren die Arbeiten der Baufirmen, um einen reibungslosen Ablauf zu organisieren und den Bahnbetrieb nicht zu behindern.“ Das ist vor allem während der 90-Stunden-Sperrpause im Mai anspruchsvoll: „Da muss jeder Schritt sitzen, damit wir die begrenzte Zeit effektiv nutzen und die geplanten Arbeiten durchziehen.“ Im kommenden Jahr soll die Autoreisezug-Anlage in Betrieb gehen – danach können die Bagger am Ostbahnhof anrücken und mit dem Bau der neuen Station in 16 Meter Tiefe beginnen. Kohestani hofft, dann weiter an der 2. Stammstrecke mitzubauen – schließlich ist es ihr Herzensprojekt.
2. Stammstrecke für die S-Bahn München
Die neue S-Bahnstrecke soll die bayerische Landeshauptstadt vor dem Verkehrskollaps bewahren: Dafür baut die DB eine elf Kilometer lange Strecke quer durch München (sieben Kilometer davon bis zu 48 Meter tief unter der Erde) und drei unterirdische Stationen (Hauptbahnhof, Marienhof, Ostbahnhof).
- Im Westen entstehen in Laim ein runderneuerter, barrierefreier Bahnhof und – im Auftrag der Stadt – die sogenannte Umweltverbundröhre für Fußänger:innen, Radfahrer:innen und für den öffentlichen Nahverkehr.
- An der Donnersbergerbrücke befindet sich das westliche Tunnelportal: Hier werden die Bohrmaschinen ansetzen und den Erkundungs- und Rettungstunnel sowie die beiden Verkehrstunnel graben. Etwas weiter östlich beginnt 2024 der erste (Druckluft-)Tunnelvortrieb im Projekt: Im Arnulfpark wird vom Rettungsschacht 3 ein Tunnel zur künftigen Rettungsröhre gebohrt.
- Am Hauptbahnhof werden ein neues Empfangsgebäude, ein neues Gebäude für den Starnberger Flügelbahnhof und eine unterirdische Haltestelle für die 2. Stammstrecke gebaut. Zudem ist ein Rohbau für die geplante U9-Station geplant.
- Die Station Marienhof, auf der Nordseite des Rathauses, ist die mittlere der drei unterirdischen Stationen. Für den direkten Umstieg zur U-Bahn beginnt 2024 in 25 Metern Tiefe die Vorbereitung des Verbindungsstollens.
- Der Ostabschnitt umfasst unter anderem die Tunnelstrecke vom Marienhof bis zum Tunnelportal westlich der Station Leuchtenbergring, die Tunnelstation am Ostbahnhof an der Friedenstraße, den oberirdischen S-Bahnhalt Leuchtenbergring sowie mehrere Rettungsschächte.
Wenn du Teil unseres Teams werden möchtest und du mit uns gemeinsam spannende Projekte wie zum Beispiel die Stammstrecke 2 umsetzen willst, bewirb dich!