Es ist eines der spannendsten und spektakulärsten Brückenbauprojekte des Jahres 2019 geworden: zwischen Duisburg und Mülheim wurde die neue Ruhrkanalbrücke in Betrieb genommen. Für diese Maßnahme hat die Deutsche Bahn rund 30 Millionen Euro investiert. DB Engineering & Consulting verantwortete die Bauüberwachung.
Reibungsloser Bahnverkehr für die nächsten 100 Jahre
Dass Duisburg eine Brückenstadt ist und mehr Brücken als Venedig oder St. Petersburg hat, wissen nur wenige. Einige dieser Brücken sind bereits in die Jahre gekommen, wie zum Beispiel die alte Fachwerkbrücke über den Ruhrkanal aus dem Jahr 1925, die hauptsächlich vom Personen-Fernverkehr auf der Strecke Duisburg/Mülheim (a.d.R.) genutzt wird.
Im letzten Jahr erneuerte die Deutsche Bahn diese Anlage mit einem Volumen von 30 Millionen Euro, von denen allein 15 Millionen in den Bau der Ersatzbrücke flossen. Ziel war und ist, dass die neue Eisenbahnbrücke auf jeden Fall für die nächsten hundert Jahre einen reibungslosen Bahnbetrieb sichert. Das Bauwerk kreuzt den Ruhrkanal, die Landstraße L140 sowie einen Fahrrad- und Fußweg.
Ein Koloss von 1.600 Tonnen Stahl entsteht
Die Stahlkonstruktion der Brücke mit einem Gewicht von 1.600 Tonnen besteht aus über 100 Einzelteilen, die mit Spezial-, und Schwertransporten aus Polen angeliefert wurden. Diese Bauteile wurden geprüft und dann vor Ort auf der Baustelle endgültig montiert und verbunden. Besonders wichtige Schweißnähte wurden mit Ultraschall und Röntgentechnik geprüft. Der Stahlgigant ist 137 Meter lang, 14,65 Meter hoch und 8,29 Meter breit. Wegen der gewaltigen Dimensionen war mit den Planungen bereits vier Jahre zuvor begonnen worden.
Rollend und schwimmend zum Ziel
Besonders die Endmontage einer Konstruktion dieser Größe war ungewöhnlich selten und spektakulär. Im August 2019 wurde die Brücke auf der Baustelleneinrichtungsfläche mit Self-Propelled Modular Transporter (SPMT) erst in Längsrichtung über den Kanal verfahren, dort von Pontons aufgenommen, in Querrichtung in Endlage eingeschwommen und auf die Widerlager abgesenkt.
Für die richtige Standfestigkeit der Widerlager mussten rund 200 Bohrpfähle mit einem Durchmesser von 1,20 Metern und einer Länge von bis zu acht Metern in den Boden eingebracht werden. Im Rahmen des Brückenersatzes wurden 200 Meter Gleis neu verlegt und 500 Meter Oberleitung installiert.
DB Engineering & Consulting als Bauüberwacher
Die Gesamtmaßnahme – bestehend aus Rückbau der zwei alten Überbauten mit Mittelpfeiler, dem Brückenneubau und dessen technisch anspruchsvollem Einbau in der 6-wöchigen Sommersperrpause und der anschließenden Rekultivierung des Baustellenbereichs – lag in den Händen der DB Engineering & Consulting.
Fabio Lopez Köhn, Projektleiter der Bauüberwachungszentrale Duisburg, zu den besonderen Herausforderungen des Projekts: „Eine solche Brücke gleichzeitig mit Spezialfahrzeugen über die Straße und mit Pontons auf dem Kanal zu bewegen, um diese schließlich präzise in die definierte Endlage abzusetzen, ist schon etwas ganz Besonderes und ein eindrucksvolles Erlebnis. Wenn dies am Ende unfallfrei und im vorgegebenen Zeitrahmen gelingt, freut es umso mehr.“
Für die Deutsche Bahn ist diese neue Brücke aber erst der Anfang: drei weitere Brücken in der Ruhraue zwischen Duisburg und Mülheim sollen in den nächsten Jahren durch neue ersetzt werden. Die Alten stammen alle noch aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts.