Welttag des Artenschutzes: So setzen wir uns für Fledermäuse und Zauneidechsen ein
Artenvielfalt ist essenziell für unser Leben. Ohne Biodiversität gibt es keine gesunden Ökosysteme, die wiederum Grundlage für fruchtbare Böden, sauberes Wasser und die Luft zum Atmen sind. Wie sich Artenschutz konkret mit Bauvorhaben verbinden lässt, zeigen unsere Umweltexpert:innen beispielhaft an zwei Projekten.
Der 3. März ist Welttag des Artenschutzes, so hat es die Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) 2013 beschlossen. Zahlreiche Studien belegen einen starken weltweiten Rückgang von Tier- und Pflanzengattungen. Ein UN-Report (2019) etwa schätzt, dass eine Million von acht Millionen Arten innerhalb der nächsten Jahrzehnte vom Aussterben bedroht ist.
Was lässt sich konkret tun, um dieser dramatischen Entwicklung entgegenzuwirken? In der Planung und Umsetzung eines Bauvorhabens auf Artenschutz zu achten und Ausgleichsmaßnahmen zu entwickeln, sind Leistungen, die unsere Umweltexpert:innen erbringen. Dabei wird eng mit den zuständigen Naturschutzbehörden und dem Eisenbahnbundesamt zusammengearbeitet und der Erfolg dieser Maßnahmen langfristig, zum Teil über Jahrzehnte, gemonitort und dokumentiert.
Unsere Umweltplaner:innen verfügen über vieljährige Expertise, Nutzungsansprüche mit Umweltschutz zu vereinbaren. Dafür bedarf es neben dem Know-how der richtigen Technik – und mitunter etwas Geduld.
Mission Fledermaus: Mit Endoskop und Hubwagen in den Horchheimer Tunnel
Im Stadtgebiet von Koblenz befindet sich der 1902 in Betrieb genommene Horchheimer Eisenbahntunnel. Aufgrund von Umwelteinflüssen hat der Tunnel seine Nutzungsdauer erreicht und muss daher erneuert und an moderne Standards und Normen angepasst werden. Seit Herbst 2021 werden Tunnelportale zurückgebaut, neue Böschungen erstellt und Baugruben errichtet. Für den Winter 2021/2022 waren die Tunnelanschläge und der Tunnelvortrieb geplant. Dabei wird altes Tunnelmauerwerk zurückgebaut, der Fels, falls erforderlich, gesprengt oder mit Meißel und Bagger gelöst.
Die Herausforderung für unsere Kolleg:innen der Umweltfachlichen Bauüberwachung: Nach mehr als einem Jahrhundert Eisenbahnbetrieb hat sich innerhalb des Tunnels auch ein Lebensraum für Fledermäuse entwickelt. Einige Decken und Wände erinnern an eine Tropfsteinhöhle. Bizarre Kalksteinstrukturen überwachsen das alte Mauerwerk, überall befinden sich Spalten, Risse und Klüfte – das perfekte Winterquartier für die geflügelten Säuger. In Deutschland kommen 25 Fledermausarten vor, alle sind streng geschützt.
Bereits im Vorlauf der Bauarbeiten wurden daher in einer groß angelegten Aktion sämtliche Spalten und Risse zunächst auf Fledermausbesatz kontrolliert und im Anschluss sicher mit Bauschaum verschlossen. Für tiefere Nischen, die selbst mit Endoskop nicht gänzlich einsehbar waren, wurden Folien montiert, die einen Ausflug von Fledermäusen ermöglichen, eine Rückkehr in die Nische jedoch unmöglich machen.
Einzelne Fledermäuse werden händisch evakuiert
So sollte gewährleistet werden, dass sich die im Spätherbst eintreffenden Fledermäuse ein anderes Quartier für ihren Winterschlaf suchen. Trotzdem wurden während der Begehungen der Umweltfachlichen Bauüberwachung im Dezember und Januar noch einzelne Zwergfledermäuse festgestellt. Um die Tiere vor den Gefahren durch Sprengungen und Abbrucharbeiten zu schützen, mussten sie schnellstmöglich evakuiert werden.
Unsere Biologen wurden mit einem Hubwagen an die Decke des Tunnels gehoben und konnten die Tiere abnehmen. Diese zeigten keine Scheu oder Gegenwehr. Nach Absprache mit der Naturschutzbehörde und dem Fledermausschutzbeauftragten der Stadt Koblenz wurden sie in einem sicheren Transportbehältnis in einem benachbarten Stollen wieder freigesetzt. Mission also erfolgreich erfüllt.
Neufahrner Nordkurve: Ausgleich für die Zauneidechse
Ein weiteres Beispiel für aktiven Artenschutz ist die Neufahrner Nordkurve in der Region München. Durch den Bau der 2,3 Kilometer langen Verbindungsstrecke sind Lebensräume der Zauneidechse betroffen. Zum Ausgleich wurde eine Ausgleichsfläche gefunden, die gemäß den Ansprüchen der Reptilien gestaltet wurde – mit Habitatstrukturelementen aus Totholz, Sand und Kies sowie einem speziellen Mahdkonzept, durch das für die Eidechsen beliebte Sonnenplätze und gleichzeitig Verstecke entstehen.
Die Eidechsen kamen von selbst – und blieben
Das Monitoring der Fläche wurde für den Zeitraum von fünf Jahren, von 2015 bis 2019, durchgeführt. Eine Ansiedlung sollte auf natürliche Weise erfolgen und bereits zu Beginn der Kontrollbegehungen konnte festgestellt werden, dass Eidechsen auf die Fläche einwanderten. Auch die erfolgreiche Fortpflanzung konnte bereits 2016 belegt werden.
In den Folgejahren wuchs die Population auf der Ausgleichsfläche stetig, sodass 2018 im Benehmen mit Eisenbahnbundesamt und dem Landratsamt Freising das Maßnahmenziel als erreicht erklärt werden konnte. Die Fläche wird nun entsprechend des bewährten Konzeptes weiterhin gepflegt, und dauerhaft als Habitat der Zauneidechse erhalten.
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