Für den Ersatzneubau von zwei Straßenbrücken im hessischen Bebra war die DB E&C im vergangenen Jahr mit der faunistischen Kartierung des Planungsgebiets beauftragt. Um einem Bewohner auf die Spur zu kommen, ließen sich die Expert:innen der Umwelt- & Geo-Services einiges einfallen.
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Es war eine akribische Spurensuche, die das Team der Umwelt- & Geo-Services im vergangenen Jahr im Nordwesten der Kleinstadt Bebra in Hessen unternahm, um fundierte Aussagen zum Vorkommen dieser bedrohten Tierart zu machen: der Haselmaus. Für den geplanten Ersatzneubau zweier Straßenbrücken war die DB E&C von Hessen Mobil – Straßen- und Verkehrsmanagement mit der detaillierten Erfassung des Bestandes im Planungsbereich beauftragt. Zwar konnte auf Grundlage vorangegangener Analysen davon ausgegangen werden, dass das Umfeld des Bauvorhabens von den nachtaktiven Tieren bewohnt wird – unklar war jedoch, wie groß der Bestand ist.
Von Nesttubes bis Spurentunnel
Um das herauszufinden, brachten die Umweltexpert:innen Anfang März 2022 – vor der Aktivitätszeit der Haselmaus – 50 Niströhren, sogenannte Nesttubes, und 20 Haselmauskästen im Untersuchungsgebiet an. Von April bis November wurden sie fünfmal auf Besatz kontrolliert. Zudem wurden im Vorfeld 50 sogenannte Spurentunnel in Heimarbeit angefertigt, in denen Pfotenabdrücke dokumentiert werden können. Sie sind ebenfalls im März installiert worden. Vor den Reproduktionsphasen im Mai und im September wurden die Spurentunnel je zweimal mit Spurenpapier und einer ungiftigen Stempelflüssigkeit bestückt und jeweils nach drei bis zehn Tagen kontrolliert. Die Auswertung der Spurenpapiere erfolgte dann anhand einschlägiger Literatur und Bestimmungshilfen.
Eindeutige Ergebnisse
Anhand der Kontrollen der Nesttubes, Haselmauskästen und Spurentunnel konnte nachgewiesen werden, dass nur bestimmte Böschungsbereiche des untersuchten Gebiets von der Haselmaus besiedelt werden: Typische Haselmausnester fanden sich in 21 von 50 ausgebrachten Tubes, von den 20 ausgebrachten Kästen waren vier besiedelt und Haselmausspuren konnten in 43 der 50 Spurentunnel nachgewiesen werden. Die Ergebnisse dienen als Grundlage für die weitere Planung des Bauvorhabens hinsichtlich notwendiger Ausgleichsmaßnahmen.
Sonderanfertigung: Spurentunnel
In Bebra wurde in einem Pilotprojekt den Einsatz der Haselmaus-Spurentunnel erfolgreich getestet. Die Tunnel bestehen aus einem 33 cm langen Plastikrohr mit einem Innendurchmesser von 7 cm und einem passenden Holzbrettchen. Dieses ist 48 cm lang, 6 cm breit und 1 cm dick. Das Holzbrettchen ragt auf beiden Seiten aus dem Plastikrohr heraus. Auf der Brettunterseite sind „Haltehölzchen“ angebracht, damit das Brettchen nicht aus dem Rohr rutscht.
Auf der Oberseite des Brettchens ist auf Höhe der beiden Rohrenden jeweils ein Stempelkissen angebracht. Das Stempelkissen besteht aus einem kleinen Behälter (in diesem Fall ist es der Boden eines Trinkpäckchens), in dem ein mit Pflanzenöl und Aktivkohle getränkter Schwamm liegt. Der sorgt dafür, dass die Pfotenunterseite des durch den Tunnel laufenden Tieres mit der natürlichen Stempelflüssigkeit benetzt wird.
Zwischen den beiden Stempelkissen liegt das Spurenpapier, das mit Drahtschlaufen am Holzbrettchen befestigt ist.