Generalsanierung Riedbahn
Für mehr Qualität, Pünktlichkeit und deutlich weniger Störungen an der Infrastruktur bündelt die Deutsche Bahn (DB) in den kommenden Jahren das Baugeschehen auf hochbelasteten Streckenabschnitten und führt Instandhaltungs- und Investitionsmaßnahmen im Rahmen von mehrmonatigen Generalsanierungen durch.
Die gesetzlichen Grundlagen dafür sind mit der im Juni 2024 verabschiedeten Novelle des Bundesschienenwegeausbaugesetzes (BSWAG) geschaffen worden. Darin sind insgesamt 41 Korridore angegeben, die generalsaniert werden sollen. Ziel ist es, den Zustand der Infrastruktur innerhalb eines möglichst kurzen Zeitraums zu verbessern. Die Erneuerung und Modernisierung umfasst Schwellen und Schotter, Gleise und Weichen, Signale und Stellwerke ebenso wie die Bahnhöfe. Nach Abschluss der Arbeiten sind in der Regel für mehrere Jahre keine größeren Bauarbeiten mehr erforderlich. Zudem werden die generalsanierten Abschnitte deutlich leistungsfähiger, erhalten einen erstklassigen Ausrüstungsstandard und werden für den digitalen Bahnbetrieb der Zukunft vorbereitet.
Den Auftakt für dieses ehrgeizige Sanierungsprogramm bildet die sogenannte Riedbahn. Die rund 70 Kilometer lange Strecke zwischen Frankfurt am Main und Mannheim liegt im Herzen Deutschlands und verbindet die beiden Metropolregionen Frankfurt/Rhein-Main und Rhein-Neckar. Mit über 300 täglich verkehrenden Güter- und Personenzügen stellt die hochfrequentierte Strecke einen der am stärksten genutzten Korridore der deutschen Schieneninfrastruktur dar. Auf einzelnen Streckenabschnitten liegt die Auslastung bei über 150 Prozent und Verspätungen, die hier entstehen, wirken sich auf das gesamte Schienennetz aus. Dies macht die Riedbahn zu einem Engpass mit besonderem Sanierungs- und Ausbaubedarf.
Am 15. Juli 2024 haben die Modernisierungsarbeiten auf der Riedbahn begonnen. Innerhalb einer fünfmonatigen Streckensperrung werden 117 Gleiskilometer, 152 Weichen, 150 Haltepunkte, 20 Bahnhöfe sowie 1.200 LST-Anlagen modernisiert und auf den neuesten Stand gebracht, um die Leistungsfähigkeit dieses zentralen Abschnitts für die nächsten Jahrzehnte zu sichern. Für die Dauer der Sperrung sorgt ein Verkehrskonzept dafür, dass die Fahrgäste weiterhin zuverlässig ihr Ziel erreichen. Beispielsweise sind täglich 150 moderne Ersatzbusse im Einsatz, die den Nah- und Regionalverkehr zwischen Frankfurt und Mannheim ersetzen. Diese decken rund 1.000 Fahrten am Tag für die 15.000 betroffenen Fahrgäste ab. Der Fern- und Güterverkehr hingegen verkehrt während der Arbeiten auf Umleitungsstrecken.
Einsatz moderner ESTW-Technik
100 Tage nach dem Auftakt der Riedbahn konnte ein bedeutender Meilenstein erreicht werden: Die umfangreichen Arbeiten an Schienen, Schwellen und Schotter nähern sich planmäßig ihrem Abschluss. Im letzten Drittel der Generalsanierung beginnt die intensive Phase, in der Techniker:innen die neue Leit- und Sicherungstechnik montieren und schrittweise die elektronischen Stellwerke (ESTW) anschließen. Von den modernen Bedienplätzen der neuen ESTW-Zentralen in Walldorf, Gernsheim und Mannheim-Waldhof lassen sich so künftig große regionale Bereiche per Mausklick überwachen und steuern.
European Train Control System für die Riedbahn
Neben neuer Stellwerkstechnik kommt auf der Riedbahn künftig auch das neue europäische Zugbeeinflussungssystem ETCS (European Train Control System) zum Einsatz. Dafür werden bis Mitte Dezember 2024 tausende Balisen entlang der Strecke ins Gleis gebracht, um bahnbetriebliche Informationen speichern und an die Züge übermitteln zu können. Dieses Zugbeeinflussungssystem ermöglicht eine Standardisierung der signaltechnischen Ausrüstung und soll langfristig die mehr als 20 verschiedenen Zugbeeinflussungssysteme in Europa ersetzen.
Die Generalsanierung der Riedbahn soll zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember 2024 abgeschlossen sein, sodass ab 15.12. wieder planmäßig Regional-, Güter- und Fernverkehrszüge über die rundum erneuerte Riedbahn rollen können. Ein bedeutender Schritt auf dem Weg zur nachhaltigen Stabilisierung des Bahnbetriebs sowie für einen pünktlichen und verlässlichen Zugverkehr.
Projektdaten
- Frankfurt am Main – Mannheim
- Länge der Strecke: 70 km
- Kabeltiefbauarbeiten entlang der Strecke
- Teilweise Gleiserneuerung, Oberbauarbeiten mit Weichenerneuerungen, Weichenrückbau
- Erneuerung mehrerer Bahnübergänge
- Neubau von GSMR-Masten
- Bau von 3 ESTW Zentralen
- Bau mehrerer Modulgebäude entlang der Strecke
Auch die DB E&C leistet dabei Bemerkenswertes: Bereits vor dem offiziellen Start der Generalsanierung haben unsere Teams mit großem Engagement dafür gesorgt, die Umleitungsstrecken für den Fern- und Güterverkehr auf verschiedenen Abschnitten zu ertüchtigen. Ein herausragendes Beispiel ist der Einhub der Eisenbahnüberführung in Hochspeyer, der im April 2024 von unseren Kolleg:innen aus der Bauüberwachung in enger Zusammenarbeit mit den beteiligten Bauunternehmen begleitet wurde.
Auch kurz vor Beginn der Generalsanierung zeigte unser Team vollen Einsatz. Die Strecken durch den Kupferschmelztunnel und den Imsweiler Tunnel wurden rechtzeitig für die Umleitung des Güterverkehrs freigegeben. Innerhalb von nur sieben Wochen ist es gelungen, die Tunnelquerschnitte aufzuweiten – dank intensiver Arbeiten wie Ankerbohrungen, Fräsen von Steinen und Fels sowie das Auftragen von Spritzbeton.
Darüber hinaus unterstützt die DB E&C die Generalsanierung der Riedbahn tatkräftig auch mit Leistungen in den Bereichen Planung, Prüfung & Begutachtung sowie Umwelt- und Geoservices.
Leistungsumfang
- Planung
- Oberbau
- Entwässerung
- Verkehrsstationen
- Kabeltiefbau
- Leit- und Sicherungstechnik (ESTW und ETCS)
- E-Technik und Oberleitungsanlagen
- Telekommunikation
- Schallschutzanlagen
- Eisenbahnüberführungen
- Blitzschutz
- Bauüberwachung
- Baubetriebsplanung
- Realisierungsmanagement
- Befliegung mit Multikoptern und Bereitstellung der Daten in X2BIM inkl. Flugvorbereitung und -durchführung
- Prüfung & Begutachtung
- Plan- und Abnahmeprüfleistungen in folgenden Bereichen
- Leit- und Sicherungstechnik (LST)
- Oberleitungsanlagen (OLA)
- Elektrische Energieanlagen (EEA)
- Plan- und Abnahmeprüfleistungen in folgenden Bereichen
- Umwelt- und Geoservices
- Erstellen von Geotechnischen Berichten, Tragschichtbemessung, Durchlässen, Verkehrsstationen, Signalauslegern, etc.
- Geotechnische Beratung während der Ausführungsplanung (AP)
- Geotechnische Fachbauüberwachung, Abnahmen und Prüfung
- Geotechnische Beratung während der Bauausführung
- Erstellen von wasserrechtlichen Anträgen an das Eisenbahnbundesamt (EBA) für
- Die Einleitung von Abwasser in Gewässer
- Das Einbringen von Stoffen in Gewässer
- Die bauzeitliche Gewässerbenutzungen (Wasserhaltungsmaßnahmen)
- Erstellen von wasserrechtlichen Anträgen an die Untere Wasserbehörden für das Einleiten von Abwasser in öffentliche Abwasseranlagen (Indirekteinleitung)
- Anzeigen von Erdaufschlüssen/Bohrungen an das EBA
- Hydrogeologische Beratung während der AP und der Bauausführung
- Vermessung und Erstellung von Querprofilen an neu zu planenden Signalstandorten
- Vermessungstechnische Begleitung für die Multikopterbefliegung und Video2BIM Aufnahmen durch Setzen und Messen von Ground-Control-Points
- Anbringen und Messen von Messmarken für den Messzug
- Vermessung von Durchlässen für das Planungsgewerk Konstruktiver Ingenieurbau
- Gleisgeometrisches Aufmaß von Nebengleisen und Weichen
- Bestandstrassierung im Bereich Bahnhof Mannheim-Waldhof
- Geomonitoring
- Nach Hangrutsch während ersten “Probesperrung” im Januar 2024