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Oti und die Zauneidechsen

21.05.2024 – 11:39

Lauritz Gronowski ist Umweltingenieur bei der DB E&C, Spezialgebiet Artenschutz und Kartierung. Zur Unterstützung seiner Arbeit im Feld bildet er seit anderthalb Jahren eine neue Kollegin aus: Oti, zwei Jahre alt, etwa 60 Zentimeter groß und eine echte Spürnase. Eine Geschichte über eine Win-win-Situation.

Artenspürhündin Oti beim Training
Artenspürhündin Oti beim Training

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Bräuchte die Bahn ein Maskottchen – die Zauneidechse wäre eine heiße Kandidatin. Kaum ein Bau- oder Instandhaltungsprojekt, bei dem das Bahnstrecken liebende Tier keine Rolle spielt: Das kleine Reptil ist eine der am häufigsten vorkommenden geschützten Tierarten, nach denen Kartierer:innen der DB suchen, bevor die Arbeit an einem Bauvorhaben losgehen kann.

Einer unserer Kartierer ist Lauritz Gronowski. Der Umweltingenieur ist seit drei Jahren bei der DB E&C im Bereich Umwelt- und Geoservices tätig. Seit März 2024 verantwortet er am Standort Leipzig als Leiter den Artenschutz. Ein Thema, das ihm in die Wiege gelegt wurde: „Mein Vater ist Ranger im Nationalpark“, sagt der gebürtige Braunschweiger. „Dadurch war ich schon immer naturverbunden und an Tieren und Pflanzen interessiert.“

Gronowskis Spezialgebiet ist das Kartieren von Vögeln. Kein einfacher Job: „Vögel kartiert man überwiegend übers Ohr. Das heißt, man muss die Melodien und Rufe kennen. Diese Ausbildung dauert eigentlich ein Leben lang, aber ich bin auf einem guten Weg“, sagt der 34-Jährige. Neben Vögeln zählen auch Reptilien und Amphibien zu den Arten, die er kartiert. Dass er beim Aufspüren von Zauneidechsen schon bald tatkräftige Unterstützung von unerwarteter Seite erhält, ist auf einen glücklichen Zufall zurückzuführen. Und darauf, dass wir bei der DB E&C gerne neue Wege gehen.

Win-win-Situation für Mensch, Tier und Unternehmen

Vor gut anderthalb Jahren hörte der Umweltingenieur auf einer Weiterbildung zum ersten Mal von der Möglichkeit, Hunde fürs Kartieren einzusetzen. „Ich hatte mir gerade einen Welpen zugelegt“, erinnert sich Gronowski. Der sollte eigentlich zum Jagdhund ausgebildet werden. Aber: „Als Kartierer ist man viel unterwegs, übernachtet oft mehrere Tage vor Ort und ist die ganze Zeit auf der Suche nach geschützten Tieren.“ Einen Jagdhund mit auf die Suche nehmen? Undenkbar. „Das Thema Artenspürhund hat mir dann ganz neue Türen geöffnet“, sagt Gronowski.

Von da an ging es schnell. Nachdem er sich in das Thema eingelesen hatte, präsentierte Gronowski seinem Chef die Idee, seine Hündin Oti zum Artenspürhund auszubilden. Der stimmte sofort zu. Kein Wunder, denn die Vorteile der Kartierung mit Artenspürhunden sind offensichtlich: „Es ist auf jeden Fall effizienter als ohne“, sagt Gronowski, „und witterungsunabhängiger.“ Für die Kartierung der Zauneidechse seien ohne Hund in der Regel fünf bis sieben Kartierdurchgänge an unterschiedlichen Terminen bei idealen Witterungsbedingungen nötig. „Ein Hund dagegen zeigt dir sofort an, wo es sich lohnt, genauer hinzuschauen“, sagt Gronowski. „Wenn er aber auf einer Untersuchungsfläche nicht ein einziges Mal etwas anzeigt, sparst du dir viel Zeit. Denn dann ist da höchstwahrscheinlich nichts zu finden. Die Fehlerquote von gut ausgebildeten Hunden ist viel geringer als die von Menschen.“

Lauritz Gronowski mit seiner Irish Red & White Setter-Hündin Oti
Lauritz Gronowski mit seiner Irish Red & White Setter-Hündin Oti

Nachdem die Formalitäten geklärt und eine Trainerin gefunden waren, ging es im November 2022 mit der Ausbildung von Oti los. In mehreren Seminaren lernte Gronowski das Grundwissen und bekam die notwendigen Werkzeuge mit – die eigentliche Arbeit aber findet seitdem zu Hause statt. „Für Oti selbst waren die Kurse eher nebensächlich, die waren für mich als Hundehalter wichtig. Entscheidend für den Hund ist das alltägliche Training.“, so Gronowski. Dafür ist die Hündin glücklicherweise von Natur aus gut geeignet. „Als Irish Red & White Setter ist sie prädestiniert dafür, viel mit der Nase zu arbeiten.“

Artenspürhündin Oti bei der Arbeit
Spaß bei der Arbeit: Für einen Jagdhund wie Oti ist die Bewegung in der Natur das reinste Vergnügen.
Hündin Oti bei der Arbeit

Der lange Weg zum Zielgeruch

Vor dem Erschnüffeln eines „echten“ Zielgeruchs stand aber erst einmal ein Ersatzgeruch auf Otis täglichem Trainingsplan. Genauer: ein Spielzeug, das intensiv nach Plastik riecht. „Das liebt sie, darauf ist sie total fokussiert“, sagt Gronowski. „Diesen Fokus habe ich genutzt, um Otis Anzeigeverhalten zu trainieren.“ Sobald Oti den Geruch verinnerlicht hatte, stand das Suchen im Gelände auf dem Programm. Dazu versteckte Gronowski das Spielzeug, Oti musste es finden, sich davorsetzen – und draufstarren. Denn, so Gronowski: „Das Schwierigste ist nicht, Hunden beizubringen, einen Geruch zu finden, sondern diesen Geruch dem Menschen anzuzeigen.“  

Anzeigen durch Stillsitzen und Draufstarren, das klingt einfacher, als es ist. Denn die Verlockung, sich durch andere Gerüche oder Geräusche ablenken zu lassen, ist groß – gerade für eine junge Hündin wie Oti. Dazu kommt, dass bei ungeübten Tieren die Konzentration bereits nach wenigen Minuten Spürarbeit nachlässt. „Selbst ein ausgebildeter Hund kann sich maximal zehn, vielleicht 15 Minuten auf diese Arbeit fokussieren, dann ist er erschöpft“, sagt Gronowski.

Sobald Oti das grundsätzliche Anzeigeverhalten erlernt hatte, ging es für sie und ihr Herrchen daran, die Dosierung des Geruchs nach und nach zu senken. Das anfangs faustgroße Spielzeug zerschnitt Gronowski dafür in immer kleinere Stücke – Woche für Woche, bis am Ende nur noch stecknadelkopfgroße Spielzeugreste übrigblieben. „So trainiert man die Sensibilität und das Suchverhalten des Hundes, damit er wirklich sehr genau und ausdauernd sucht“, sagt Gronowski. „Und genau da sind wir aktuell: Oti beherrscht das Anzeigeverhalten und kann die stecknadelkopfgroßen Ersatzgerüche finden.“

Nächster Halt: Zauneidechse

Der nächste Schritt besteht nun darin, Oti den eigentlichen Zielgeruch, den der Zauneidechse, anzutrainieren. Davor wartete jedoch eine weitere Herausforderung: an geeignete Geruchsproben zu kommen. Gronowski: „Zauneidechsen werfen regelmäßig ihre Haut ab. Diese Hautfetzen mussten wir finden, was in der freien Wildbahn sehr schwierig ist.“ In der Artenspürhund-Branche sind Proben von Zielgerüchen entsprechend heiß begehrt. Mittlerweile hat Gronowskis Team glücklicherweise ein Stück Haut und sogar einen abgeworfenen Schwanz gefunden. „Damit fangen wir jetzt an zu trainieren. Das macht man, indem man den Zielgeruch mit dem Übungsgeruch mischt und den Übungsgeruch mit der Zeit entfernt.“ Das Training auf einen neuen Zielgeruch dauere je nach Zielgeruchs- und Trainingsintensität zwischen zwei Wochen und drei Monaten.

Oti und ihr Halter befinden sich also auf der Zielgeraden. Sobald die Spürnase ihren ersten Zielgeruch verinnerlicht hat, geht es los mit der Kartierungsarbeit. Wann das sein wird? „Ziel ist es, Oti ab diesem Sommer einzusetzen“, sagt Gronowski. „Dann sollte sie bereit sein.“ Für Lauritz Gronowski beginnt damit ein neues Kapitel: Seine Hündin Oti wird dann auch zu seiner Kollegin.

Für unseren Bereich Umwelt- und Geoservices suchen wir immer Verstärkung. Hier geht es zu den aktuellen Stellenausschreibungen.

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